Westdeutsches Weaning-Zentrum

Individuelle Beatmungsentwöhnung

Das Westdeutsche Weaning-Zentrum (WWZ) steht unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Christian Taube. Es besteht aus einer Weaningstation mit acht modernen, großzügig eingerichteten Patientenzimmern, die in eine Intensivstation mit insgesamt 28 Betten integriert ist. Ein fester Bestandteil des Weaningzentrums ist die Heimbeatmungsstation mit High Dependency Unit (HDU), die zur Klinik für Pneumologie gehört und ebenfalls von Professor Taube geleitet wird.

Die Weaningstation ist eine Überwachungsstation, die in ihrer personellen wie technischen Ausstattung zwischen Intensiv- und Normalstation liegt. Derzeit werden jährlich über 120 langzeitbeatmete Patienten betreut. Einen besonderen Vorteil für die Patienten bietet die Integration der Weaning-Einheit in die Intensivstation: Bei auftretenden Komplikationen, wie z.B. Lungenentzündungen, können die Patienten auf der Intensivstation unmittelbar von den gleichen Ärzten weiterbehandelt werden, so dass sie in jeder Phase ihres Genesungsprozesses die richtige Betreuung erhalten.

Täglich werden in interdisziplinären Visiten individuell für jeden Patienten aktuelle Behandlungsziele festgelegt, denn die Beatmungsentwöhnung verläuft bei jedem Patienten anders. Das liegt an den sehr unterschiedlichen Grund- und Begleiterkrankungen, die die Patienten mitbringen. Im Weaningprozess können Begleiterkrankungen sehr bedeutend sein und über den Behandlungserfolg entscheiden.

Besonders wichtig: die Atmungs- und Physiotherapeuten

Eine sehr wichtige Berufsgruppe im Weaningprozess stellen die Atmungstherapeuten dar, die mit allen Techniken des Atemwegsmanagements bestens vertraut sind und in enger Absprache mit den Ärzten agieren. Ihre Aufgabe ist zum Beispiel die Einstellung der Beatmungsgeräte und Anpassung der Masken. Tagsüber schulen Atmungstherapeuten Patienten und Angehörige im Umgang mit den Beatmungsgeräten und dem erforderlichen Zubehör, damit die Patienten möglichst rasch in der Lage sind, selbständig mit ihren Hilfsmitteln umzugehen.

Einen weiteren wichtigen Stellenwert im Weaningprozess nimmt die Physiotherapie ein. Täglich arbeiten Physiotherapeuten daran, die Bewegungs- und Funktionsfähigkeit der oft sehr geschwächten Patienten wiederherzustellen. Darüber hinaus führt die Physiotherapie eine intensive Atemschulung durch und vermittelt die richtige Anwendung von Inhalationen sowie spezielle Hustentechniken, um die Bronchien von störender Verschleimung zu befreien und somit Lungenentzündungen vorzubeugen. 

Die intensive Zusammenarbeit von Atmungs- und Physiotherapeuten ermöglicht eine Mobilisierung beatmeter Patienten bereits unter invasiver Beatmung und später unter Maskenbeatmung.

Durch Verwendung von akkubetriebenen Heimbeatmungsgeräten im Weaningverlauf können Patienten unter Entlastung der Atemmuskulatur frühzeitig effektiver trainiert und somit auf die Zeit nach dem stationären Aufenthalt vorbereitet werden.

Ziel: Zurück nach Hause – mit oder ohne Beatmungsgerät

Wenn der Entwöhnungsprozess beendet ist oder die Beatmung außerklinisch weitergeführt werden muss, endet der Aufenthalt der Patienten auf unserer Weaningstation. Die Patienten werden dann auf die HDU (High-Dependency-Unit) der Heimbeatmungsstation verlegt.

 Auf dieser Station stehen 27 Betten zur Verfügung, die mit dem gleichen Monitoring-System ausgestattet sind wie die Intensivstation. Hier werden die Patienten vom Team um Oberärztin Dr. Stefanie Werther aus der Klinik für Pneumologie betreut. Rund um die Uhr arbeiten auch hier die verschiedensten Fachdisziplinen Hand in Hand. 
Da in vielen Fällen im Anschluss an eine Langzeitbeatmung entweder vorübergehend oder auch dauerhaft eine Maskenbeatmung zur Unterstützung der überlasteten Atemmuskulatur (man spricht auch von der Atempumpe) erforderlich ist, ist die HDU- und Heimbeatmungsstation speziell auf die Bedürfnisse dieser Patienten ausgerichtet. Dies beinhaltet selbstverständlich alle Möglichkeiten der Beatmung über verschiedene Maskensysteme und auch die für neuromuskuläre Patienten oft erforderliche Mundstückbeatmung. Aber auch Patienten, die nicht von der invasiven Beatmung entwöhnt werden konnten, werden regelmäßig auf dieser Station betreut. 

Als Besonderheit können auf allen Zimmern der Station über mobile Messplätze exakte Messungen des Schlafs und der Atmung und eine besonders schonende Beatmungseinstellung über Nacht durchgeführt werden, wie sie sonst nur in Schlaflaboren möglich sind. Dies erlaubt sehr früh nach Beendigung der Langzeitbeatmung eine hochspezialisierte Analyse der Atmung im Schlaf. Beim Nachweis von fortbestehenden schlafbezogenen Atmungsstörungen kann umgehend eine entsprechende Therapie eingeleitet oder optimiert werden. Auch chronische Schlafstörungen können so diagnostiziert und gezielt behandelt werden.

Der Weaningprozess kann über mehrere Wochen dauern. In dieser Zeit wird mit den Patienten und Angehörigen die weitere Behandlung nach der Entlassung geplant. Um möglichst vielen Patienten eine langfristige Pflegebedürftigkeit zu ersparen, hat sich eine enge Zusammenarbeit mit spezialisierten Rehakliniken etabliert. Wenn eine Rehabilitation nicht in Frage kommt, wird  gemeinsam mit dem Sozialdienst die weitere außerklinische Versorgung organisiert.

Eine bauliche und organisatorische Einheit mit dem HDU-Bereich bildet die Heimbeatmungsstation. Auf dieser Station werden stabile Patienten neu auf eine Heimbeatmung eingestellt.