Wichtige Operationen nicht länger aufschieben

„Soll ich meine Operation wahrnehmen oder nicht?“ – diese Frage stellte sich vor einigen Wochen auch Brigitte Schröer. Die 71-jährige aus Dortmund leidet an einer Verengung der Luftröhre, einer Trachealstenose. Das Luftholen fällt ihr sehr schwer, weshalb sie einen Termin zur Operation in der Ruhrlandklinik der Universitätsmedizin Essen hat. Doch dann kam Corona.

 Der erste Termin musste seitens der Klinik verschoben werden, um genug Betten für eine eventuelle Infektionswelle freizuhalten. Den zweiten Termin wollte Brigitte Schröer selbst verschieben – aus Angst, sich in der Klinik behandeln zu lassen. Sie hat schon lange ihr „Päckchen“ zu tragen: vor vielen Jahren hatte sie bereits eine Spinalkanalstenose, die zur Versteifung von Hals- und Rückenwirbeln führte. Seit Jahrzehnten erträgt sie dauernde Schmerzen und Einschränkungen. Das Einkaufen übernimmt seit Wochen die Tochter, damit Brigitte Schröer nicht aus dem Haus muss und ihr Ansteckungsrisiko so gering wie möglich hält. In die Klinik zu gehen macht ihr Sorgen: „Man macht sich ja eh seine Gedanken vor einer Operation und in dieser Situation hatte ich zu viel Angst, mich anzustecken“, erklärt sie.

Patientin Brigitte Schröer vor der Ruhrlandklinik.

Damit ist sie nicht alleine. Prof. Aigner, Direktor der Klinik für Thoraxchirurgie und thorakale Endoskopie an der Universitätsmedizin Essen – Ruhrlandklinik, erklärt: „Wir merken bei sehr vielen Patienten die Sorgen und das Abwägen zwischen dem Schutz vor dem Virus und dem benötigten Eingriff oder der benötigten Therapie, wie beispielsweise auch bei Tumorpatienten. Zu Beginn der COVID-Schutzmaßnahmen mussten wir planbare Eingriffe absagen. Mittlerweile haben wir in der Ruhrlandklinik aber umfangreiche Schutzmaßnahmen etabliert und eine sehr geringe COVID-Fallzahl, sodass derzeit alle notwendigen Eingriffe wieder stattfinden können – und auch sollten.“

Prof. Dr. Clemens Aiger im Gespräch mit seiner Patientin.

Dass es ansonsten zu anderen, gefährlichen Umständen kommen kann, hat Brigitte Schröer selbst erlebt. Die Luftnot war so stark, dass sie kurzfristig in die Klinik kommen muss – ihr Körper hat entschieden. Die Operation verläuft sehr gut. „Bei einer so schweren Trachealstenose muss der verengte Teil der Luftröhre entfernt werden und die Luftröhre anschließend wieder rekonstruiert werden. Das ist eine durchaus komplexe Operation, auf die wir hier in der Ruhrlandklinik durch ein sehr erfahrenes Team gut vorbereitet sind“, erklärt Prof. Aigner.  Gefährlich kann ein Abwarten z.B. auch bei Tumorpatienten sein. Selbst wenn keine Symptome vorhanden sind, kann sich der Zustand unerkannt verschlechtern. Abklärungen bei Tumorverdacht und notwendige Nachsorgeuntersuchungen sollten jetzt nicht mehr verschoben werden. Bei jeder Behandlung wird natürlich streng auf die Hygienemaßnahmen geachtet: Sowohl Patienten als auch Mitarbeiter müssen einen Mund-Nasen-Schutz tragen und auf den Mindestabstand achten.

Prof. Dr. Clemens Aigner untersucht Brigitte Schröer nach der Operation der Trachealstenose.

Nun, eine Woche nach dem Eingriff kann Brigitte Schröer nach Hause entlassen werden. „Ich bin unglaublich froh, dass ich die Operation nun hatte. Ich bekomme nun deutlich besser Luft, kann wieder länger Sprechen, ohne abbrechen zu müssen. Insgesamt habe ich mich sehr gut aufgehoben gefühlt und kann es nur jedem raten, gut abzuwägen, bevor man einen Termin ausschlägt“, erzählt sie.