Raucherprävention: Ärzte der Ruhrlandklinik sorgen für Abschreckung bei Schülern

Jugendliche kommen zum Raucherpräventionsseminar in die Universitätsmedizin Essen

„Die erste Zigarette hat gar nicht geschmeckt. Die zweite hat dann geschmeckt.“ Für Peter Willert war das der Anfang, der nicht mehr aufhörte: Diagnose COPD, begleitet von Raucherhusten, starker Luftnot und vielen Infekten. Als er das erzählt, sitzt der 65-Jährige auf seinem Rollator vor 27 Schülerinnen und Schülern, die gebannt seine Geschichte anhören. Die 13- bis 14-Jährigen des BMV Gymnasiums aus Essen Holsterhausen sind zu Besuch in der Ruhrlandklinik in Heidhausen, der Lungenfachklinik der Universitätsmedizin Essen. Dr. Thomas E. Wessendorf, Leitender Oberarzt der Klinik für Pneumologie, zeigt den Schülern, was der Zigarettenqualm in der Lunge anrichtet. Bilder von schwarzen Lungenflügeln und entzündeten Atemwegen veranschaulichen den Jugendlichen die Unterschiede. „So sieht das beim Raucher aus“, erklärt Wessendorf. Allgemeine Reaktion: „Bah, wie ekelig!“ Kein Wunder, denn die Lunge ist oft tiefschwarz. Dr. Wessendorf rechnet den Schülern vor, wie viel Kilogramm Teer die Lunge eines Rauchers über zwanzig Jahre ertragen muss: bei einer Schachtel pro Tag sind das gut fünf Kilo. Viele rauchen sogar wesentlich mehr.

Ruhrlandklinik kümmert sich schon lange um Prävention

Seit Jahren organisiert die Ruhrlandklinik diese Raucherpräventionskurse für Schüler. Häufig nimmt sich Dr. Wessendorf die Zeit für den Vortrag, auch wenn der Klinikalltag das oft schwer zulässt. Dem 54-jährigen Familienvater, dessen Sohn vor einigen Jahren bereits selbst als 13jähriger mit seiner Klasse dabei war, ist das ein großes Anliegen: „Man muss unbedingt dagegen steuern, wenn die Kinder das kritische Alter des Einstiegs erreichen. Mit 13 oder 14 Jahren haben viele Jugendliche bereits Zigaretten ausprobiert, ohne zu wissen, welche Krankheiten sie damit auslösen können. Ich hoffe und glaube, dass es einen Unterschied macht, wenn man Ihnen als Lungenarzt genau erklärt und zeigt, wie die Lunge funktioniert und was durch das Rauchen mit ihr passiert.“

Die 14-jährige Greta darf ihre Lunge sogar ausprobieren und einen Lungenfunktionstest machen. Mit einem mobilen Peak-Flow-Meter wird getestet, wie stark die Schülerin pusten kann. Dr. Wessendorf macht es vor – und erreicht einen doppelt so großen Wert, wie die Schülerin. „Keine Sorge, das bedeutet nicht, dass du krank bist. Die Körpergröße und das Alter sind für das Lungenvolumen und die Kraft der Lunge ganz entscheidend“, erklärt Wessendorf, der mindestens zwei Köpfe größer als die zierliche Schülerin ist. Bei erkrankten Menschen ist der Wert häufig noch schlechter.

Gespräch mit Patienten überzeugt die Schüler

Wie wenig Luft ein Betroffener einer Raucherlunge bekommen kann, wird den Schülern klar, als Peter Willert mit seinem Rollator in den Vortragsraum kommt. Zu seiner Nase führen Schläuche, die die Schüler erst für Ernährungssonden halten. Es ist Sauerstoff, welcher ihm über eine Nasenbrille zugeführt wird. Ohne das zusätzliche O2 könnte der 65-Jährige kaum einen Schritt vor den anderen machen. Dann fängt er an zu erzählen. Die Neugierde hätte ihn gepackt, dann war schnell die Sucht da. 30-40 Zigaretten raucht er täglich, 45 Jahre lang. Als er 2010 die Diagnose COPD bekommt, den sogenannten Raucherhusten, will er aufhören. Er schafft es aber erst fünf Jahre später. Eine Schülerin fragt vorsichtig nach, warum das denn so lange gedauert habe. „Das war die Sucht“, erklärt Willert. Es war einfach noch nicht wichtig genug. Trotz der vielen Infekte, trotz der Atemnot. Man macht einfach häufiger Pausen. Wie denkt er heute darüber? „Tja. Hätte ich es mal nie getan“, sagt er und bittet die Schüler um eins: „Fangt gar nicht erst an.“


Am Ende müssen die Jugendlichen noch einmal etwas Mut beweisen: Dr. Wessendorf zeigt ihnen eine echte, konservierte Lunge eines verstorbenen Rauchers. Die Aufregung ist groß, doch umso größer auch die Einsicht. „Ich hatte schon das Gefühl, einige Augen geöffnet zu haben und freue mich darüber“, so der Oberarzt. Die nächsten Schülerseminare an der Ruhrlandklinik sind bereits geplant: im Juli kommen gleich vier Klassen zu Besuch in die Lungenfachklinik der Universitätsmedizin Essen.