Baby-Milchpulver gegen Asthma – internationale Forschungsgruppe testet neue Ansätze

Direktor der Ruhrlandklinik ist Teil des Projektes „A World Without Asthma“

Husten, Atemnot, ständiges Inhalieren – Asthma ist weltweit auf dem Vormarsch. Nahezu jeder kennt das Krankheitsbild und hat häufig sogar Betroffene im eigenen Freundes- und Bekanntenkreis. In den nächsten Jahren wird das nach aktuellen Einschätzungen sogar noch weiter zunehmen:

„Asthma ist die häufigste chronische Erkrankung bei Kindern in Deutschland. Wir haben es mit einer wirklichen Epidemie zu tun“, so Univ.-Prof. Dr. Christian Taube, Direktor der Klinik für Pneumologie der Ruhrlandklinik, die Teil der Universitätsmedizin Essen ist Der Lungenforscher, der neben weiteren Krankheitsbildern auch auf Allergien und Asthma spezialisiert ist, will nun mit einem internationalen Konsortium aus Spitzenmedizinern gegen die Erkrankung ankämpfen.

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Kampf für eine Welt ohne Asthma

A World Without Asthma (kurz: AWWA) – übersetzt „Eine Welt Ohne Asthma“ – so nennt sich die Expertengruppe bestehend aus Top-Medizinern aus Europa und Australien. Sie hat sich zum Ziel gemacht, Asthmasyndrome, die bereits im Kindesalter entstehen, mit neuen Methoden zu bekämpfen. Statt neuer Medikamente sollen dabei ganz herkömmliche Dinge den Durchbruch bringen – wie etwa Bauernhof-Staub und unbehandelte Rohmilch. „Kinder, die auf dem Bauernhof groß geworden sind, erkranken auffallend weniger häufig an Asthma. In verschiedenen Studien konnte nachgewiesen werden, dass das an bestimmten Bakterien und Reizen liegen könnte, denen das Immunsystem von Kindern, die in der Stadt aufwachsen, nicht ausgesetzt ist“, so Professor Taube.

Das Immunsystem von Kindern auf dem Land ist demnach oft besser ausgebildet, weil es früh lernt, sich mit verschiedensten Bakterien und Mikro-Organismen auseinander zu setzen. So wird es nicht unbedingt „stärker“, wie oft betont wird – es weiß vielmehr, welche Reize wirklich gefährlich und welche bloß harmlos sind. „Ein Immunsystem, das sich beispielsweise nie mit harmlosen Pollen auseinandersetzen musste, kann diese fälschlicherweise als Gefahr erkennen und eine Allergie auslösen, die wiederum zu einem allergischen Asthma führen kann“, erklärt Taube.

 

Back to the Roots – Rohmilch, Staub und Würmer statt neuer Medikamente

Die internationale Forschungsgruppe AWWA hofft, mit ihren Erkenntnissen Produkte entwickeln zu können, die Stadtkinder präventiv vor Asthma schützen können – etwa mit Trockenmilchpulver für Babys, welches wichtige Mikro-Organismen aus Rohmilch enthält. So könnten nach Schätzungen der Experten 10 bis 15 Prozent weniger Asthmasyndrome entstehen. Doch die Untersuchungen gehen noch weiter: Mit Staub-Molekülen oder Molekülen von Würmern oder Bakterien sollen unnötige Reaktionen des Immunsystems weiter gehemmt sowie die Lungen gestärkt werden.

Das internationale Projekt wird von der niederländischen Lungenstiftung Lung Foundation Netherlands zunächst mit 2 Millionen Euro gefördert. Dabei werden in den nächsten zwei Jahren 2.700 Kleinkinder getestet, die entweder normale Milchprodukte oder das entwickelte Produkt der Wissenschaftler zu sich nehmen. Neben Professor Taube von der Ruhrlandklinik sind noch zwei weitere Mediziner aus Deutschland sowie Kollegen und Kolleginnen aus den Niederlanden, Belgien, Großbritannien sowie Australien an dem internationalen Forschungsprojekt beteiligt.

 

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie auf der Homepage von AWWA